Ein Blick hinter die Nadeln: Umweltaspekte und CO2-Bilanz Ihres Weihnachtsbaums
Weihnachten steht vor der Tür, und damit auch die langen Schlangen vor den Verkaufsständen für Weihnachtsbäume. Vielleicht haben Sie sich schon einmal gefragt: Wie groß ist eigentlich der CO₂-Fußabdruck meines Weihnachtsbaums?
Auf den ersten Blick scheint diese Frage banal – schließlich gehört der Baum für die meisten einfach zur Weihnachtszeit dazu. Doch der Umweltaspekt ist nicht zu unterschätzen: Jahr für Jahr werden Millionen von Weihnachtsbäumen verkauft und müssen dementsprechend auch produziert werden. Allein in Deutschland werden jährlich rund 24 Mio. „frische“ Bäume verkauft. Dieses Geschäft generiert einen jährlichen Umsatz von 630-650 Mio.€. Kein Wunder also, dass der Weihnachtsbaum ein bedeutender Wirtschaftsfaktor ist – mit Auswirkungen, die wir nicht ignorieren sollten.
Wie viel CO2 speichert ein Baum?
Bäume sind ein Symbol für Nachhaltigkeit und werden oft durch Neubepflanzungen zur CO₂-Kompensation genutzt – sei es in Marketingkampagnen, Nachhaltigkeitsstrategien oder Net-Zero-Plänen.
Genau genommen speichert ein Baum nicht das CO₂ selbst, sondern nur den Kohlenstoff, während der Sauerstoff durch die Photosynthese wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird. Da die Kohlenstoffspeicherkapazität von Bäumen mithilfe eines bestimmten Faktors in die CO₂-Speicherkapazität umgerechnet werden kann, wird im Folgenden der Fokus auf CO₂ gelegt. Die Menge von gespeicherten CO₂ hängt unter anderem von folgenden Faktoren ab: Baumart, Standort, Alter, Holzdichte und (jährliche) Zuwachsrate des Baumes. Pauschale Werte für die CO₂-Speicherung eines Baumes sind dementsprechend nur eingeschränkt aussagekräftig.
Telusio hat beispielhaft die CO₂-Speicherkapazität einer Buche ermittelt. Dies können Sie hier nachlesen.
Ein Fallbeispiel: Fichte als Weihnachtsbaum
Ein natürlicher Weihnachtsbaum kann über seinen Lebenszyklus hinweg als CO₂-neutral gelten, wenn ausschließlich das Wachstum betrachtet wird. Allerdings fungiert der Baum primär als temporärer Kohlenstoffspeicher, dessen gespeichertes CO₂ je nach Entsorgungsart entweder langfristig gebunden bleibt (z. B. Kohlenstoffsequestrierung durch Humifizierung) oder durch z.B. Verbrennung wieder in die Atmosphäre freigesetzt wird. Daher wäre es in diesem Zusammenhang besonders interessant zu analysieren, wie viel zusätzliches CO₂ der Baum potenziell hätte binden können, wenn er weitergewachsen wäre.
Kategorien | Fichte als Weihnachtsbaum bei Fällung | Fichte ohne vorzeitige Fällung |
Höhe des Baumes | 1,70 m | 35 m |
Alter in Jahren | 10 | 100 |
Stammdurchmesser auf 1.30m Höhe | < 10 cm | 50 cm |
Durchschnittliche CO₂-Speicherung | < 40 kg | 2.500-3.500 kg |
Obwohl die Daten nicht speziell für Monokulturen erhoben wurden, zeigt sich deutlich, dass die CO₂-Speicherleistung von Bäumen insbesondere in den ersten Jahren ihres Wachstums vergleichsweise gering ist. Durchschnittliche Werte wie z.B. 25 kg CO₂- Speicherung pro Jahr werden erst über mehrere Jahrzehnte erreicht. Dies führt zu einer ambivalenten Betrachtung: Auf der einen Seite wird bei der Entsorgung (z.B. Verbrennung) eines Weihnachtsbaums nur eine geringe Menge CO₂ freigesetzt, was den ökologischen Fußabdruck des Weihnachtsbaums gering erscheinen lässt. Auf der anderen Seite bleibt das große Potenzial zur langfristigen CO₂-Speicherung über einen längeren Lebenszyklus betrachtet weitgehend ungenutzt, da der Baum vorzeitig gefällt wird.
Wissenswertes
Um die CO₂-Bilanz von Weihnachtsbäumen umfassend bewerten zu können, bedarf es spezifischer Daten, die sich auf die Zuchtplantagen der gängigen Baumarten wie beispielsweise der Nordmanntanne beziehen. Eine fundierte Analyse sollte den gesamten Lebenszyklus der Bäume abdecken – von der Saaternte über Aufzucht Transport, Verpackung und Nutzung bis hin zur Entsorgung (Cradle-to-Grave-Analyse). Dabei ist zu berücksichtigen, dass kommerziell vertriebene Weihnachtsbäume meist aus Monokulturen stammen. Diese Anbaumethode erfordert oft den Einsatz von Pestiziden und Fungiziden, deren Emissionen in die Berechnungen einfließen müssten.
Auch bei künstlichen Weihnachtsbäumen gibt es erhebliche Wissenslücken. Rund 90 % der in Deutschland verkauften künstlichen Bäume werden in China hergestellt. Häufig ist nicht nachvollziehbar, unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen die Produktion erfolgt. Zwar könnten künstliche Bäume bei mehrfacher Nutzung ökologisch vorteilhaft erscheinen, doch die oft energieintensive Produktion, der lange Transportweg und die begrenzte Recyclingfähigkeit schmälern diesen Vorteil auf kurze Sicht erheblich. Wird ein künstlicher Baum allerdings über mehrere Jahre verwendet, so werden sich die hohen Anschaffungsemissionen bald relativieren.
Ein belastbarer Vergleich zwischen natürlichen und künstlichen Weihnachtsbäumen bleibt somit aufgrund der bestehenden Datenlücken schwierig.
Telusio Abschlussworte
Ob mit einem natürlichen Baum, einem künstlichen Baum, kreativen Alternativen oder ganz ohne Baum – wir wünschen Ihnen frohe Weihnachten und eine wundervolle Weihnachtszeit! Dieser Artikel soll keinesfalls belehrend wirken, denn auch unser Team freut sich auf die festlich geschmückten Weihnachtsbäume.
Falls Sie das Thema jedoch über die Feiertage nicht loslässt und Sie mehr als nur den PCF Ihres Weihnachtsbaumes erfahren möchten, kontaktieren Sie uns gerne im neuen Jahr!