Vom PCF zum PEF
Wie sich der Product Carbon Footprint und der Product Environmental Footprint ergänzen
In einer Zeit, in der Nachhaltigkeit für Unternehmen immer wichtiger wird, stehen Methoden zur Bewertung der Umweltauswirkungen von Produkten im Mittelpunkt. Der Product Carbon Footprint (PCF) und der Product Environmental Footprint (PEF) sind zwei Ansätze, die oft gemeinsam betrachtet werden, da sie unterschiedliche, aber komplementäre Perspektiven bieten.
Dieser Artikel beleuchtet, wie PCF und PEF zusammenhängen, welche Unterschiede sie aufweisen und warum beide Ansätze für Unternehmen von strategischer Bedeutung sind.
Was ist der Product Carbon Footprint (PCF)?
Der PCF ist eine etablierte Methode zur Bestimmung der klimarelevanten Emissionen (Treibhausgasemissionen) eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg.
Er misst die Treibhausgasemissionen, die während der Rohstoffgewinnung, Produktion, Nutzung und Entsorgung eines Produkts entstehen, und drückt diese in CO2-Äquivalenten aus. Da er die Treibhausgasemissionen misst, liegt der Fokus auf den Auswirkungen auf den Klimawandel.
Der PCF ist besonders nützlich, um Hotspots in der Lieferkette zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zur Emissionsreduktion zu ergreifen. Unternehmen, die ihren PCF berechnen, profitieren von einer klaren Datengrundlage, die ihnen hilft, regulatorische Anforderungen zu erfüllen und ihre Klimastrategien zu optimieren.
Treibhausgasemissionen, die durch den PCF erfasst werden, sind derzeit die am weitesten verbreitete Methode zur Bewertung der Umweltbelastung von Produkten. Dies liegt daran, dass Klimawandel ein zentrales Thema sowohl in der Politik als auch in der Öffentlichkeit ist. Standards wie das GHG-Protocol oder ISO 14067 geben klare Vorgaben für die Berechnung und machen den PCF zu einem unverzichtbaren Werkzeug für Unternehmen.
Was ist der Product Environmental Footprint (PEF)?
Der Product Environmental Footprint (PEF) ist eine Methode zur Messung und Bewertung der Umweltauswirkungen eines Produkts über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg, die sich auf 16 verschiedene Dimensionen erstreckt (u.A. klimarelevante Emissionen /Treibhausgase), von der Rohstoffgewinnung bis zur Entsorgung.
Der PEF wurde von der Europäischen Kommission entwickelt, um die Umweltauswirkungen eines Produkts umfassend zu bewerten. Im Gegensatz zum PCF berücksichtigt der PEF 16 Umweltkategorien, die in folgender Abbildung abgebildet sind. Eine von ihnen ist „Klimawandel“, welches also wie beim PCF die Treibhausgasemissionen, die durch die Herstellung eines Produktes entstehen, misst. Es kommen aber noch viele weitere, wie zum Beispiel der Wasserverbrauch (gemessen in Kubikmetern Wasser) oder der Ressourcenverbrauch (z. B. Fossilien, gemessen in kg Öl-Äquivalenten), hinzu.

Abbildung 1: Die 16 Dimensionen des Product Environmental Footprints (PEF)
Der PEF bietet eine multidimensionale Sicht auf die Umweltbelastung eines Produkts und ermöglicht es, nicht nur die klimarelevanten Emissionen, sondern auch andere wichtige Umweltfaktoren zu bewerten.
Diese umfassendere Perspektive macht den PEF besonders geeignet, um die Nachhaltigkeit von Produkten ganzheitlich zu beurteilen. Dennoch ist die Umsetzung des PEF aktuell schwierig, da viele der erforderlichen Datenpunkte in Unternehmen noch nicht systematisch dokumentiert werden. Dies führt dazu, dass der Fokus oft auf Dimensionen wie den GHG-Emissionen liegt, die durch den PCF bereits effektiv abgedeckt werden und als Wegbereiter für eine spätere PEF-Berechnung dienen können.
Lebenszyklusanalyse (LCA) als Grundlage
Sowohl der PCF als auch der PEF basieren auf der Lebenszyklusanalyse (LCA), einer methodischen Grundlage, die die Umweltwirkungen eines Produkts über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg systematisch bewertet.
Die LCA betrachtet alle Phasen des Produktlebenszyklus – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und Nutzung bis hin zur Entsorgung. Sie liefert die notwendigen Daten, um spezifische Umweltkategorien wie Klimawandel, Wasserverbrauch oder Ressourcenverbrauch zu quantifizieren. Ein anschauliches Beispiel für die LCA und ihre umfassende Betrachtungsweise zeigt die folgende Abbildung:

Abbildung 2: Schaubild zur Lebenszyklusanalyse (LCA)
PCF und PEF: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Obwohl der PCF und der PEF unterschiedliche Schwerpunkte haben, basieren beide also auf der Lebenszyklusanalyse (LCA). Der Hauptunterschied liegt jedoch im Umfang der Bewertung:
PCF: Konzentriert sich auf Treibhausgasemissionen
PEF: Betrachtet zusätzlich zu den Treibhausgasemissionen weitere Umweltkategorien.
Beide Ansätze sind jedoch nicht konkurrierend, sondern ergänzen sich.
Der PCF kann als erster Schritt dienen, um Klimahotspots zu identifizieren, während der PEF eine tiefere Analyse der gesamten Umweltbelastung ermöglicht.
Der PCF ist bereits durch etablierte Standards geregelt und wird in vielen Branchen routinemäßig eingesetzt. Der PEF hingegen befindet sich noch in einer Übergangsphase. Die Europäische Kommission arbeitet an der Standardisierung und Verbreitung des PEF, um die Vergleichbarkeit von Umweltbewertungen zu verbessern. Ab 2025 werden voraussichtlich neue Empfehlungen und Richtlinien in Kraft treten, die den PEF zu einem zentralen Instrument für Unternehmen machen könnten.
Automatisierungen aus der PCF-Berechnung als Wegbereiter für den PEF
Die Berechnung des PCF ist durch den Einsatz moderner Technologien wie Automatisierung und KI bereits weit fortgeschritten. Automatisierte Systeme können große Datenmengen verarbeiten und sekundäre Daten aus wissenschaftlichen Datenbanken nutzen, um präzise Ergebnisse zu liefern.
Diese Fortschritte bei der Datenaufbereitung und -modellierung ebnen den Weg für die Implementierung des PEF. Die Erfahrungen und Technologien, die Unternehmen heute für den PCF entwickeln, schaffen die Grundlage, um in Zukunft auch die komplexeren Anforderungen des PEF effizient zu bewältigen.
Telusio Einschätzung
Der PCF ist ein aktuelles und strategisches Werkzeug, das Unternehmen dabei unterstützt, ihre Treibhausgasemissionen zu messen und gezielte Maßnahmen zur Emissionsreduktion umzusetzen. Der PEF hingegen ist ein zukunftsorientierter Ansatz, der eine umfassendere Bewertung der Umweltwirkungen ermöglicht. Aufgrund der aktuellen Herausforderungen bei der Datenverfügbarkeit und der noch unklaren gesetzlichen Vorgaben bleibt der PEF jedoch ein Thema, auf das sich Unternehmen vorbereiten sollten. Durch die Weiterentwicklung von Automatisierung und Datenaufbereitung im Kontext des PCF wird der Weg für den PEF geebnet, sodass Unternehmen langfristig von beiden Ansätzen profitieren können.